Warum Mission? Teil 2

Unsere Kapitulation in 7 Schritten – Schritte 4-7

Wir setzen die Beschreibung unserer Überlegungen fort. Dabei werden wir beim Versuch chronologisch zu berichten auch auf Grenzen stoßen, weil manche Dinge parallel passiert sind und unsere Gedankengänge viele Iterationen brauchten …

  1. Uns geht es gut
  2. Warum geht es uns gut?
  3. Warum geht es anderen so schlecht?
  4. Warum sind wir hier?
  5. Ein Tiger im Käfig.
  6. Gewissheit und Zweifel.
  7. Liebe siegt.

Schritt 4-7

4. Warum sind wir hier?

Erinnerst du dich noch an den Schluss in Punkt drei?
Wir fragten uns: „Sind wir als Familie in der Lage, die Schönheit des Evangeliums dorthin zu bringen, wo sich die hässliche Fratze der Sünde besonders deutlich zeigt?“

Aus menschlicher Sicht gab es da einiges, was dagegen spricht. Die Größe der Familie, das Alter der Kinder, ihre Bildung und auch unsere Versorgung. Doch wir wollten uns der Antwort auf diese Frage nicht aus menschlicher Perspektive nähern. In uns war ein Feuer entfacht, dass nach und nach um sich griff und unsere Gedanken lenkte. Besonderen Eindruck hinterließ 2. Korinther 5,20 und Jakobus 1,27 in uns:

Deshalb treten wir im Auftrag von Christus als seine Gesandten auf; Gott selbst ist es, der die Menschen durch uns zur Umkehr ruft. Wir bitten im Namen von Christus: Nehmt die Versöhnung an, die Gott euch anbietet! 2. Korinther 5,20
Echte und untadelige Frömmigkeit, die vor Gott, dem Vater, bestehen kann, zeigt sich darin, dass man Waisen und Witwen in ihrer Not beisteht und sich vom gottlosen Treiben dieser Welt nicht beschmutzen lässt. Jakobus 1,27

Uns wurde klar: Wir sind hier, um im Auftrag Gottes zu den Menschen in Not zu gehen – so, wie wir sind. Als große Familie mit vielen Kindern. Als unperfekte Menschen, die täglich Gottes Gnade brauchen. Als Menschen, die sich komplett auf Gott verlassen wollen – komme was wolle.

5. Ein Tiger im Käfig und ein verzweifelter Schrei

In der Zeit unserer Überlegungen bezüglich der Mission schrieb ich gerade bei cruz (Jugendbereich des Missionswerks Heukelbach) ein Heft über die christliche Weltanschauung mit dem Titel: „Was glaubst du, was du glaubst?„. Das war eine grundlegende Auseinandersetzung mit den Fragen nach dem Ursprung des Menschen, seinem Wert, dem Sinn, der Moral und der Bestimmung.

SINNvolle Gedanken

Während Punkt eins und zwei noch ziemlich flüssig liefen, kam mit Punkt drei die Ernüchterung. Was ist der ultimative Sinn des Lebens und wie setze ich diesen in der Praxis um? Ich wollte eine Antwort haben. Nicht nur, um die Frage jemandem zu beantworten, nein, wir selbst als Familie waren auf der Suche nach einer Antwort darauf.

Ich las die ganze Bibel quer, notierte mir unzählige Bibelstellen und versuchte diese übereinander zu bringen. In dieser Zeit war ich im Home-Office und schrieb bei gutem Wetter auf der Terrasse. Helene erwischte mich dann oft dabei, wie ich wie ein Tiger im Käfig die Terrasse auf- und abschritt während ich mit meinen Gedanken kämpfte und versuchte die Bibelstellen in die richtige Ordnung zu bringen. „Was denkst du?“ fragte sie mich immer wieder.

Einmal schaffte sie es dann auch tatsächlich, mich aus den Gedanken zu reißen. Also legte ich ihr meine Überlegungen dar. „Schau her,“ sagte ich ihr, „für mich klingt Prediger 3,12+13 nach einem entspannten Leben. Tagsüber arbeiten, abends genießen. Aber Matthäus 6,33-34 klingt für mich nach dem Gegenteil. Und letzteres scheint mir viel gewichtiger zu sein.“ Helene dachte darüber nach und merkte, dass es auch eine radikale Konsequenz für unsere Gedanken bezüglich der Mission haben würde (Punkt 4 entwickelte sich parallel). Ihre Antwort darauf war: „Aber wir dürfen doch genießen, oder?“. Das war nicht wirklich eine Frage. Es klang vielmehr wie ein verzweifelter letzter Schrei, ein letztes Aufbäumen gegen – ja, gegen was denn?

Vom Kopf her war uns schon länger klar was ansteht. Im Herzen loderte eine kleine Flamme. Aber diese Frage brachte den Kampf in uns zum Ausdruck: Wird die Flamme zum Feuer? Sind wir bereit, der Erkenntnis Taten folgen zu lassen – egal wohin sie uns führen?

Von-oben-herab

Die Frage nach dem Sinn des Lebens und wie sich dieser praktisch auswirkt habe ich im Heft ausführlicher beantwortet. Meines Erachtens geht es in dem „Widerspruch“ zwischen Prediger und Matthäus darum, von welcher Richtung man sich nähert: aus der Perspektive Gottes oder aus der Perspektive von Menschen. In diesem Fall halte ich Von-oben-herab als die beste Herangehensweise! 😉

6. Gewissheit und Zweifel

„Ja, wir werden tun, wozu Gott uns beruft.“ Das stand für uns fest. Wir wollen uns dem Sinn des Lebens von-oben-herab nähern. Aber unser Herz ist kein Stein, unsere Seele keine Konstante unsere Gefühle und Gedanken kommen immer wieder ins Schwanken …

Wir begannen mit den Vorbereitungen und starteten Gespräche mit der Mission. Dabei erlebten wir zum Teil Dinge, die nach einer glücklichen Fügung aussahen, nur um dann kurze Zeit später durch negative Erlebnisse den Eindruck zu bekommen, dass es vorne und hinten nicht passt.

Wie kann es zum Beispiel sein, dass ein Container fast vor der Haustüre steht, der Fahrer sich dann aber weigert, den Container abzustellen, weil ihm die Straße zu eng ist und wir somit erst einen Monat später, kurz vor unserer Abreise einen anderen Container bekommen haben? Gott, warum hilfst du da nicht?

Wie kann es sein, dass Dinge, die geklärt schienen und wofür wir bereits in der Gemeinde gedankt haben – Stichwort: „Gebetserhöhrung“ – plötzlich wieder offen sind? Hat Gott sich vertan?

Wir gehen unser Leben mit einem Gott, der unser Vertrauen möchte. Unabhängig von Kursschwankungen. Unabhängig von der Tagesform. Gott verherrlicht sich nicht dadurch, dass wir seine Wege planen, sondern indem wir planen seine Wege mitzugehen. Und wenn man dabei mal „zu-früh“ dankt, weil man fälschlicherweise denkt, dass der Prozess abgeschlossen ist, sollte man mit bei diesem Dank bleiben und in dieser Haltung das Ende des Prozesses erwarten, oder?

7. Liebe siegt

Bei allem Auf und Ab hat uns eine Sache immer wieder geholfen, das Ziel im Blick zu behalten: Das Wissen, warum wir es tuen. Es fiel uns nicht leicht, Haus, Familie, Freunde und Gemeinde zu verlassen. Doch in Situationen wie diesen erinnerten wir uns an die Verse, die wir in diesem Artikel zitiert haben. Wir erinnerten uns an die Not der Menschen, die ohne Evangelium sind. Wir erinnerten uns an den Segen, den Gott uns mit dem Evangelium schenkt und wir erinnerten uns an die Liebe, die Christus uns gezeigt hat und die wir erwidern wollen:

Bei allem ist das, was uns antreibt, die Liebe von Christus. Wir sind nämlich überzeugt: Wenn einer für alle gestorben ist, dann sind alle gestorben.
 Und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, die leben, nicht länger für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und zu neuem Leben erweckt worden ist. 
2.Korinther 5,14-15

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